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Auf Abwegen

Le ferrovie a scartamento ridotto in Sardegna

Stefan Klink: Auf Abwegen. Le ferrovie a scartamento ridotto in Sardegna, 2000.

»Bahnhöfe verströmen ein Gefühl von Freiheit. Sie sind das Tor in die große, weite Welt. Menschen aller Herren Länder tummeln sich hier. Abschieds­trä­nen mischen sich mit Wiedersehensfreude. Sehnsüchtig blicke ich den Reisenden nach: Jetzt den nächsten Zug nehmen und entfliehen, wohin ich will.

Der Großteil des Eisenbahnnetzes auf Sardinien entsteht in den Jahren von 1871 bis 1894. Aus Kosten­gründen werden viele Linien als Schmalspurbahnen mit einer Spurweite von 950 mm errichtet. Alle Strecken sind eingleisig und nicht elektrifiziert. Es verkehren nur wenige Züge, die Fahrtzeiten sind lang. Das nicht vorhandene Geld und der fehlende politische Wille zu einer umfassenden Moderni­sierung haben dazu geführt, dass viele Strecken noch im Originalzustand sind. Was für die Mitarbeiter unzumutbare Arbeitsbedin­gun­gen bedeutet und für den täglichen Benutzer ruckelige Fahrten, lässt die Herzen der an Eisenbahn- und Industriegeschichte Interessierten höher schlagen.
In den 1950er Jahren werden einige Strecken modernisiert, andere stillgelegt. Die ehemals privaten Bahnen kommen 1971 unter staatliche Obhut und werden künstlich am Leben erhalten. Weitere Stilllegungen drohen.
Die Fahrpläne für den normalen Personenverkehr werden immer weiter ausgedünnt, an Sonn­tagen fahren teilweise gar keine Züge mehr. 1997 werden vom 630 km umfassenden Schmalspurnetz 404 km zu sogenannten Touris­ten­linien umgewandelt. Dies bedeutet, dass nur noch in den Sommermonaten und an bestimmten Tagen Züge verkehren. Die Zukunft der sardischen Schmalspurbahnen ist ungewiss. Die Herabstufung zu einer reinen Museumsbahn wäre ein großer Verlust.«

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